Frau Maurer, die Liste Ihrer Erfolge ist lang. 1996, also vor 20 Jahren, wurden Sie zum ersten Mal Deutsche Meisterin, und fast zwanzig Jahre später, 2013 Vize-Weltmeisterin in Barcelona und bei der Weltmeisterschaft 2015 in Kasan haben Sie Ihre 20. Medaille geholt. Dazwischen liegen sehr erfolgreiche Teilnahmen an Olympischen Sommerspielen, wie 2012 London oder 2008 Peking, Weltcup-Gesamtsiege, viele Deutsche Meistertitel … gibt es so etwas wie einen „Geheimtipp“, so außergewöhnlich lange in der nationalen und internationalen Spitze mitschwimmen zu können?
Freude und Spaß am Schwimmen, am Aufenthalt im Wasser und natürlich eine gesunde Prise Disziplin. Wasser war schon immer mein Lebensmedium. Schon bevor ich in einen Schwimmverein eingetreten bin, war mein Lieblingsaufenthaltsort das Wasser. Und das wird es wohl auch mein Leben lang bleiben.
Müssen Sie heute mehr trainieren, um dieses Leistungsniveau zu erreichen, als vor 10 oder 20 Jahren?
Vom Umfang und Zeitaufwand hat sich mein Training nicht wesentlich verändert. Früher war mein Training vielleicht etwas mehr „bauchgesteuert“, heute mehr „kopfgesteuert“. Mein Training ist heute zweifelsfrei abwechslungsreicher geworden, beinhaltet heute unterschiedlichste Programmelemente. Im Vergleich vor 10 oder 20 Jahren trainiere ich heute nicht unbedingt mehr, aber bewusster und zielorientierter als früher. Aber auch die Rahmenbedingungen, wie die Physiotherapie und Ernährung haben sich verändert, und ich würde sagen, auch verbessert.
Was sind Ihre schönsten sportlichen Erlebnisse?
Zu meinen schönsten sportlichen Erinnerungen gehört vielleicht die Weltmeisterschaft 2000 in Hawaii. Schwimmen entlang der Traumkulisse Waikiki, streckenweise umringt von Schildkröten, meine erste WM-Medaille … daran erinnere ich mich immer wieder sehr gerne. Und natürlich die Olympia-Teilnahmen in Peking und London. Aber auch meine 20. Internationale Medaille letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft in Kasan. Habe lange Zeit gedacht, ich würde um den vierten Platz schwimmen, bis mir der Wettkampfrichter mit Händen und Füßen berichtete, dass ich den dritten Platz geholt habe. Es gibt einfach sehr viele schöne Erinnerungen rund um meinen Sport.
Wie sieht ein ganz normaler Trainingstag heute bei Ihnen aus?
Mein heutiger Tag begann um 6 Uhr mit dem Frühstück, um 7.30 Uhr war meine erste Trainings-einheit im Wasser. Mein heutiger Trainingsumfang beträgt 20 km im Wasser und 90 Minuten Athletiktraining. Mein durchschnittlicher täglicher Trainingsumfang sind rund 5-6 Stunden, ohne Fahrzeiten zu den Trainingsstätten.
Stimmen Sie Ihre Ernährung mit Ihrem Trainingsplan ab?
Ja, zumindest heute mehr als zu Beginn meiner Sportlaufbahn. Je intensiver das Training, desto energie- sprich kalorienhaltiger auch das, was ich esse und trinke. Intensives Training und hohe Trainingsumfänge haben halt auch Vorteile: desto mehr kann ich mir meine sogenannten Ernährungs-sünden wie Kuchen und Gummibärchen leisten.
Immer mehr Sportler orientieren sich an einer ganz besonderen Ernährungsform, sei es vegan oder vegetarisch, Gluten- und/oder Lactose frei, auch Low Carb ? Wie sieht Ihr Speiseplan aus?
Glücklicher Weise habe ich keine Nahrungs-unverträglichkeiten, und muss somit nicht auf Lebensmittel verzichten, die beispielsweise Lactose oder Gluten enthalten. Ich achte natürlich auf eine gute Qualität der Lebensmittel, wenn möglich in Bio-Qualität und regionaler Erzeugung. Wenn möglich, sollten die Lebensmittel auch fair angebaut und gehandelt worden sind.
Haben Sie heute gefrühstückt, und wenn ja, was und um welche Uhrzeit ?
Ohne Frühstück gehe ich nicht aus dem Hause. Das Frühstück gehört für mich zu den wichtigsten Mahlzeiten des Tages. Wie das Frühstück, so mein Trainings- oder Wettkampftag. Dabei ist mein Frühstück relativ einfach: Haferflocken mit Milch, dazu etwas Obst. Und Kaffee. Ohne Kaffee geht es bei mir nicht.
Ob Hochleistungssportler oder leistungsorientierter Freizeitschwimmer – Fünf Portionen Obst und Gemüse täglich werden ja empfohlen, um eine ausreichende Versorgung mit den sogenannten Sekundären Pflanzenstoffen zu ermöglichen. Achten Sie darauf, und wenn ja, wie schaffen Sie es?
Das ist für mich schon sehr wichtig, täglich ausreichend Obst und Gemüse zu essen. 1-2 Bananen, eine Apfel, und je nach Saison Erdbeeren, Kiwi, Weintrauben. Das versuche ich schon umzusetzen. Abends esse ich dann häufig noch einen Salat. Meine täglichen Obstmengen erreiche ich häufig. Jedoch das Ziel, täglich mindestens zwei Portionen Gemüse zu essen, erreiche ich leider zu selten. Als eine Art Ernährungsversicherung ergänze ich deshalb meine Ernährung, und hier konkret mein Frühstück, mit Dr. Wolz Vitalkomplex. Es ist für mich die naturnaheste Ergänzung meiner Ernährung mit den wichtigen Sekundären Pflanzenstoffen. Da fühle ich mich auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
Bei Ihrem Trainingspensum – haben Sie überhaupt noch Zeit, regelmäßig selbst zu kochen?
Ich koche sehr gerne, oft an den Wochenende. Am liebsten schnelle Gerichte, Spaghetti Bolognese zum Beispiel. Wenn ich abends vom Training komme, habe ich jedoch nicht immer Lust, mich noch in die Küche zu stellen und zu kochen. Manchmal hat dann schon mein Lebenspartner etwas für uns gekocht. Das ist dann sehr schön. Als sehr angenehme Alternative habe ich noch „Essen bei Mama“. Sie wohnt glücklicher Weise noch ganz in der Nähe.
Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln ist sehr groß. Welche Nahrungsergänzungsmittel verwenden Sie, und warum?
Bei Nahrungsergänzungsmitteln gehe ich absolut keine Experimente ein. Seit über 20 Jahren vertraue ich hier den Produkten von Dr. Wolz. Diese tun mir und meinem Körper einfach gut. Das habe ich bei mir festgestellt. Zum Beispiel SanuzellaZym. Es hilft meinen Körper, sich schneller nach harten Trainingseinheiten zu regenerieren. Zudem stärkt es mein Immunsystem. Vielleicht ist das ja eines meiner Geheimnisse (schmunzelt).
Was essen Sie am liebsten ?
Mein Lieblingsgericht ist gegrilltes argentinisches Steak, Folienkartoffeln mit Salat, dazu ein Glas Rotwein und als Dessert Mousse au Chocolate.
Bevorzugen Sie drei große oder lieber mehrere kleine Mahlzeiten am Tag?
Öfter essen, und dafür, wenn nötig, pro Mahlzeit jeweils etwas weniger. Das ist mein Favorit. Dieser Mahlzeitenrhythmus lässt sich auch sehr gut in meinem Trainingsrhythmus integrieren. Ich esse also eher 6-7 Mahlzeiten am Tag als 3 üppige Hauptmahlzeiten.
Sie kommen aus dem Rheingau: wie halten Sie es mit einem Glas Wein oder Sekt, bzw. allgemein mit Alkohol?
Entspannung gehört auch in meinem Leben als Leistungssportlerin dazu. Von daher trinke ich gelegentlich gerne ein Glas guten Wein. Nicht regelmäßig, aber gelegentlich. Dafür dann mit sehr viel Genuss.
Führen Sie regelmäßig Labordiagnostiken zu ernährungsrelevanten Parametern durch? Wenn ja, werden die Ergebnisse in Ernährungsmaßnahmen integriert?
Ja, eine regelmäßige Bestimmung meiner Blutwerte, auch mit ernährungsrelevanten Parametern wie Ferritin, gehört für mich zu einem professionellem Trainingsplan und einer optimalen Wettkampfvorbereitung heute einfach dazu. Bei mir befinden sich jedoch diese Werte alle im grünen Bereich. Zumindest sind mein Arzt und ich sehr zufrieden mit diesen Werten.
Was macht für Sie eine gute, allgemein ausgewogene und eine sportspezifische Ernährung beim (Master-)Schwimmen aus?
Wenn man älter wird, nimmt die Relevanz und Bedeutung einer sportgerechten Ernährung zweifelsfrei zu. In jungen Jahren konnte man noch eher etwas Raubbau mit dem Körper betreiben. Jedoch mit zunehmenden Lebensalter haben Defizite auf diesem Gebiet schnell negative Auswirkungen. Das, was dem Körper abverlangt wird, muss diesem auch zeitnah wieder zurückgegeben werden, um Leistungseinbußen zu vermeiden.
Sie sind viel international unterwegs und haben einen großen Erfahrungsschatz. Worauf achten Sie beim Essen und Trinken im Ausland besonders? Gibt es spezielle Anweisungen für das Verhalten im Ausland, z.B. einen speziellen Speisenplan, Lebensmittelempfehlungen oder -verbote? Stichwort Kontamination mit z.B. Magen-Darm-Keimen, mit doping-relevanten Kontaminanten (Fleisch in Mittelamerika oder China….)
Einen eigenen Koch haben wir beim Deutschen Schwimmverband leider nicht. Wir sind somit schon auf das jeweilige Angebot an den Wettkampforten und den Hotels angewiesen. Selbstverständlich gibt es einige Verhaltensregeln, wie keine Getränke mit Eiswürfeln zu trinken, keine Speisen aus dem noch so verlockenden Straßenangebot zu nutzen, oder grundsätzlich in Mittelamerika und insbesondere in China auf Fleisch zu verzichten. Von daher ist es für mich wichtig, geprüfte und bewährte Nahrungsergänzungsmittel aus Deutschland auch bei Auslandsaufenthalte mitzunehmen.
Was sollten leistungsorientierte Hobbyschwimmer im Trainingslager, im Urlaub oder auf Reisen beachten?
Der wichtigste Punkt bei einem Trainingslager dürfte sein, sich ausreichend Zeit für die Akklimatisierung einzuplanen, sich Zeit für die Anpassung zu nehmen. Zudem sollte die Steigerung der Trainingseinheiten nicht übertrieben werden. Eine geringere Steigerung ist oft erfolgreicher als eine zu übertriebene Steiger- ung der Trainingsumfänge, nur weil jetzt mehr Zeit zum Training vorhanden ist. Genauso wichtig wie die physiologisch sinnvolle Anpassung der Trainings-umfänge im Trainingslager ist übrigens auch die Rückanpassung an verringerte Trainingsumfänge zu Hause nach einem Trainingslager. Insbesondere bei der Rückanpassung werden oft noch viele Fehler gemacht.
Welche Ernährungsstrategien verfolgen Sie für die schnelle und effektive Regeneration nach intensiven Trainingseinheiten? Was essen und trinken Sie konkret nach längeren Trainingseinheiten ?
Sehr positive Erfahrungen habe ich mit Bananen, Cola, Kuchen und Salzbrezeln
Ihr Ernährungsverhalten hat sich in den letzten Jahren gegenüber früher verändert. Warum – aus Genussaspekten, Verträglichkeit, „bewusste Entscheidung“, Gesundheitsgründe?
Ja, das stimmt. Ich esse und trinke in den letzten Jahren sehr viel bewusster als früher. Ich achte sehr viel stärker darauf, was ich mir und meinem Körper täglich zuführe, höre noch stärker in mich hinein und auf meinen Körper, was ihm gut tut. So esse ich zum Beispiel mehr pflanzliche Öle statt tierische Fette.
Stimmen Sie Ihr Ess- und Trinkverhalten auf die unterschiedlichen Trainingsphasen im Jahreszyklus ab?
Nein, nicht wirklich. Natürlich achte ich im Sommer mehr darauf, wie viel ich trinke. Deshalb trinke ich im Sommer auch wohl mehr als im Winter. Im Sommer esse ich auch häufiger mal ein Eis, dafür im Winter, nicht nur zur Weihnachtszeit, öfter mal Plätzchen und süßes Gebäck, die ich im Sommer kaum esse.
Wie viel, wie und vor allem was trinken Sie auf den Langstrecken, im Wettkampf und im Training?
Während meiner Langstrecken im Wettkampf, aber auch während und nach intensiven Trainingseinheiten, trinke ich kohlenhydrathaltige Sportgetränke, zum Beispiel von High Five. Und im Wettkampf auf den letzten Kilometern auch schon mal Cola.
Wie gestalten Sie die Ernährung direkt vor dem Wettkampf? Welche Tipps haben Sie für dazu für aktive Wettkampfschwimmer/-innen?
Vor, während und zwischen den Wettkämpfen gibt es bei mir nur die im Training erprobten Lebensmittel und Getränke. Ernährungsexperimente am Wettkampftag sind für mich tabu. Also gibt es bei mir auch an Wettkampftagen zum Frühstück Haferflocken mit Milch und etwas Obst, gelegentlich schon einmal ein Brötchen mit nutella oder Erdnussbutter. Und zwischen Frühstück und Start ein Riegel. Grundsätzlich achte ich darauf, dass meine Ernährung am Wettkampftag sehr magenfreundlich ist, und diese nicht zu lange im Magen liegt.
Gibt es ein spezielles Ernährungsverhalten in der direkten Vorbereitung auf einen wichtigen Wettkampf / Großereignis, z.B. die Kohlenhydrataufladung = Carboloading?
Mehrere Tage vor dem Wettkampf ernähre ich mich sehr kohlenhyratreich und versuche meine Glykogendepots zu füllen. Tapering-Methode.
Nach der Saison ... – wie sieht es mit der Gewichtsentwicklung aus?
Nach der Saison, die bei mir so Mitte Oktober zu Ende ist, kommt erst einmal eine 3-4 wöchige intensive Ruhe-Phase, mit sehr stark reduzierten Trainingsumfängen. In dieser Phase gibt es dann auch schon etliche Tage, wo ich absolut trainingsfrei habe. Und dann nehme ich auch schon schnell 2-3 kg zu. Das ist aber nicht weiter schlimm. Denn Mitte November beginnt ja schon die Vorbereitung auf die nächste Saison. Bei erhöhten Trainingsumfängen habe ich dann mein ideales Sportgewicht schnell wieder erreicht.
Bad Nauheim, Juli 2016
DiSE Podcasts: "Darm, Entzündungen, Sport und Sekundäre Pflanzenstoffe"
DiSE Vorstandsmitglied Uwe Schröder zu Gast in der neuen Levana-Podcast-Folge "Schwere Beine, starker Wille : Vom Spitzensport gelernt - auf Venengesundheit angewandt". Wir beschreiben, wie Erkenntnisse aus dem Spitzensport mit der Venengesundheit verknüpft sind - und wie Betroffene davon profitieren können.
Die Broschüre
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"Dreamteam Intervallfasten und Sport" gibt Tipps fürs richtige Intervallfasten bei regelmäßigem Sport.