Sabine Spitz’ Erfolgsliste ist lang. Bereits 2001 wurde sie Deutsche Meisterin beim MTB Cross-Country, zwei Jahre später schon Weltmeisterin und in diesem Jahr, nach 15 Jahren in der Weltspitze, gewann sie die Bronze-Medaille bei den Europameisterschaften im schwedischen Jonköping. Dazwischen liegen sehr erfolgreiche Teilnahmen an Olympischen Sommerspielen, wie Gold 2008 in Peking, Silber 2012 in London sowie Bronze 2004 in Athen, sowie zahlreiche Erfolge bei Welt- und Europameisterschaften ...
Was sind Ihre schönsten sportlichen Erlebnisse?
Dazu gehören selbstverständlich die olympischen Medaillen. Das ist das Größte, was man im Sport erreichen kann. Und mit dem Olympiasieg in Peking ist natürlich ein Traum in Erfüllung gegangen, der nur wenigen zuteilwird. Aber auch der Welt Cup Sieg 2013 in Andorra ist ein magischer Moment. Zehn Wochen zuvor hatte ich mir eine Schultereckgelenk Fraktur zugezogen, und wirklich niemand hätte gedacht, dass beim Weltcup-Comeback ein Sieg möglich ist. Selbst eine Top 5 Platzierung wäre eine Sensation gewesen. Umso glücklicher war ich über diesen sehr überraschenden Erfolg.
Gibt es so etwas wie einen „Geheimtipp“, so außergewöhnlich lange in der nationalen und internationalen Spitze mithalten zu können?
Einen eigentlichen Geheimtipp habe ich nicht. Aber ich habe eine große Leidenschaft für das Mountainbiken und genieße jeden Moment auf dem Rad. Ein entscheidender Punkt ist, dass man auf seinen Körper und sein Wohlbefinden schaut. Es ist sehr wichtig, das richtige Maß von Belastung und Erholung zu finden. Ich glaube, das ist mir immer sehr gut gelungen.
Müssen Sie heute mehr als vor 10 oder 15 Jahren trainieren, um dieses Leistungsniveau zu erreichen?
Mehr nicht, aber anders. Würde ich heute noch so wie vor zehn Jahren trainieren, wäre ich sicher nicht mehr konkurrenzfähig.
Wie sieht ein ganz normaler Trainingstag heute bei Ihnen aus?
Das lässt sich nicht so pauschal sagen. Denn die Trainingsinhalte im Winter sind andere als im Frühjahr - wenn die Wettkampfsaison losgeht, oder im Sommer - wenn die großen Rennen wie WM/EM anstehen. Grob kann ich sagen, dass im Winter viel Ausdauer und Kraftausdauer trainiert wird, je näher die Wettkampfsaison kommt desto mehr Intensitäten werden in das Training eingebaut.
Ihr Sport erfordert eine hohe Konzentrationsfähigkeit über einen langen Zeitraum. Wie schaffen Sie es unter den extrem Ausdauerbelastungen während eines Rennens hochkonzentriert zu bleiben?
Auch das muss expliziert trainiert werden, indem ein hoher körperlicher Reiz (Belastung) von einer Phase mit hohem Konzentrations-anspruch abgelöst wird. Also z. B. eine Startphase simulieren – eine Minute Vollgas, gefolgt von einer technischen Passage.
Wie gehen Sie mit schwierigen Situationen während eines Rennens um? Haben Sie auch einmal Angst vor bestimmten Hindernissen?
Angst sollte man nicht haben, aber Respekt! Wir trainieren vor einem Rennen auf den Strecken und haben so die Möglichkeit, uns an schwierige Abschnitte heran zu tasten. Da kommt dann schon auch mal ein Hilfsmittel wie z.B. ein Holzbrett bei einem Sprung über ein Hindernis wie zum Beispiel einen Graben zum Einsatz.
Was macht für Sie eine gute, allgemein ausgewogene und eine sportspezifische Ernährung beim Mountainbiken aus?
Ich würde nicht nur sportspezifisch sagen, denn jeder Mensch hat individuelle Bedürfnisse. Jedoch sind für mich biologisch angebaute Produkte – Gemüse, Salat und Getreide unerlässlich. Fleisch kommt nur ein, zwei Mal die Woche auf dem Tisch. Und um einem Mythos aus der Welt zu räumen...Ich betreibe zwar eine Ausdauersportart, aber ich esse nicht Kohlenhydrate, bis sie mir zu den Ohren heraus kommen.
Immer mehr Sportler orientieren sich an einer ganz besonderen Ernährungsweise, sei es vegan oder vegetarisch, Gluten- und/oder Lactose frei, auch Low Carb -wie sieht Ihr Speiseplan aus?
Vor allem sehr ausgewogen, aber ohne dogmatisch zu sein. Solche Aspekte wie wenig Fleisch, möglichst wenig Zucker, Gluten- oder Lactosefrei etc. behalte ich aber schon im Auge. Wobei ich selber da keine echten Unverträglichkeiten habe. Aber das ist natürlich eine sehr individuelle Angelegenheit.
Was essen Sie am liebsten?
Ich esse sehr gerne Risotto, aber auch andere Pfannen-gerichte mit einem asiatischen Touch. Ansonsten steht bei mir immer eine große Schüssel Salat auf dem Tisch.
Wie gestalten Sie die Ernährung direkt vor einem Rennen?
Zwei Tage vor einem Rennen vermeide ich Milchprodukte und Fett. Ansonsten unterscheidet sich meine Ernährung nicht zu anderen Tagen.
Wie versorgen Sie sich im Rennen und was gibt’s auf den Trainingsfahrten?
Im Wettkampf nehme ich Kohlenhydrat Getränke oder auch mal ein Kohlenhydrat Gel zu mir. Auf längeren Trainingseinheiten habe ich Wasser in der Trinkflasche, oder auch mal `ne Apfelschorle. Im Training greife ich lieber zu einer Banane oder einem Vollkornbrötchen als zu einem Energieriegel.
Was empfehlen Sie Hobby-Mountainbikern für ihre Trinkflaschen?
Mineralwasser oder evtl. auch eine Fruchtsaftschorle.
Welche Ernährungsstrategien verfolgen Sie für die schnelle und effektive Regeneration nach intensiven Trainingseinheiten und was essen und trinken Sie konkret nach längeren Trainingseinheiten?
Eine schnelle Regeneration erfolgt, wenn die Glykogen -und Proteinspeicher gefüllt sind. Das kann über die normale Nahrung erfolgen oder über kombinierte Getränkeshakes. Ich greife gerne zu den Shakes, da diese direkt nach dem Training oder Wettkampf verzehrt werden können...jede Minute zählt!
Ob Hochleistungssportlerin oder leistungsorientierte Mountainbikerin – fünf Portionen Obst und Gemüse täglich werden ja empfohlen, um eine ausreichende Versorgung mit den sogenannten Sekundären Pflanzenstoffen zu ermög-lichen. Achten Sie darauf, und wenn ja, wie schaffen Sie es?
Wenn man auf den Insulinspiegel achtet, sollten es maximal drei Mahlzeiten pro Tag sein...Generell empfiehlt es sich, auf Bio Gemüse und Obst (idealerweise alte Sorten) zurückzu-greifen. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass die normale Ernährung ausreicht, um den Bedarf beim Sport zu decken. Durch die hohe Belastung entstehen auch viele freie Radikale und Abfallprodukte, die neutralisiert bzw. abgebaut werden müssen. Ich supplementiere deshalb auf jeden Fall sogenannte NEM (Nahrungsergänzungsmittel).
Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln ist groß. Welche Nahrungsergänzungsmittel verwenden Sie, und warum?
Seit 16 Jahren verwende ich verschiedene Produkte von „Dr. Wolz“, vor allem weil die Gewinnung und Herstellung auf sehr schonende Weise und mit einem maximalen Qualitätsstandard erfolgt. Sanuzella Zym, Curcumin, Grüntee Extrakt, Selen ACE gegen oxidativen Stress und Entzündungen, Darmflora Plus Select für ein gutes Darmmillieu. Ubichinol und Astaxanthin ebenfalls als starkes Antioxidants.
Führen Sie regelmäßig Labordiagnostiken zu ernährungsrelevanten Parametern durch? Wenn ja, werden die Ergebnisse in Ernährungsmaßnahmen integriert?
Regelmäßig nicht mehr - nach 20 Jahren kennt man seinen Körper schon sehr gut, da gibt es keine großen Überraschungen mehr. Früher nutzte ich dieses Feedback schon in einem gewissen Turnus. Aber klar, die Ergebnisse beeinflussen alle Bereiche der Vorbereitung und die Ernährung gehört da eindeutig dazu.
Sie sind viel international unterwegs und haben einen großen Erfahrungsschatz. Worauf achten Sie beim Essen und Trinken im Ausland besonders? Gibt es spezielle Anweisungen, Stichwort Kontamination mit z.B. Magen-Darm-Keimen, mit doping-relevanten Kontaminanten (Fleisch in Mittelamerika oder China….)?
Es gibt natürlich Regeln, an die man sich halten sollte. Sie haben kontaminiertes Fleisch in gewissen Ländern/Regionen genannt. Es gibt auch Länder, da sollte man die Devise „cook it-pell it - or forget it“ befolgen. Es empfiehlt sich auf jeden Fall im Vorfeld zu recherchieren.
Haben Sie spezielle Tipps für bikende Mädchen bzw. Frauen?
Beim Bike vor allem, dass dieses mindestens genau so leicht und gut ausgestattet sein soll wie das der Männer. Schon oft habe ich beobachtet, dass der Mann mit dem Top-Bike unterwegs ist und die Frau mit einem alten Hobel. Wichtig ist, dass man sich auf dem Bike wohl fühlt und es passt. Gerade bei Schülern und Jugendlichen ist das oft ein Problem. Bei der Ernährung gilt grundsätzlich für alle das Gleiche.
Sie haben bekannt gegeben, jetzt nach den Olympischen Sommerspielen in Rio Ihre Karriere zu beenden. Wird das Mountainbiken weiterhin ein aktiver Bestandteil in Ihrem Leben bleiben?
Ich will mit der olympischen Disziplin Cross Country aufhören, werde aber weiterhin auf der Mountainbike-Langstrecke wie z.B. bei Etappen-Rennen aktiv sein. Mountainbiken ist eine Lebenseinstellung, ich glaube das werde ich - wenn es irgendwie geht - ewig weiter betreiben.
(Alle Fotos: Sabine Spitz)
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